Seit gut 250 Jahren besitzt das Stift Altenburg Weingärten in Limberg am Manhartsberg. Der Weinbau war über Jahrhunderte einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren für das Stift. Seit dem Jahr 2007 werden die historischen Lagen des Stiftes von den Geschwistern Maria und Ewald Gruber gepflegt.
Text von Walter Tutcek; ÖGZ Weingalerie 02/2008
Das 12. Jahrhundert war eine Schlüsselepoche für die abendländische Kultur im Allgemeinen und den Weinbau im Besonderen: In ganz Europa herrschte Aufbruchstimmung.An
einem Platz mit besonderer Ausstrahlung und Lage in den Hügeln jenseits des Manhartsberges, bereits im Waldviertel gelegen, wurde damals ein Kloster gegründet, welches
sich heute als beeindruckendes Barockjuwel präsentiert: Stift Altenburg.
Einmalig in Europa
Bemerkenswerterweise war es eine Frau, Hildeburg von Poigen, die an dieser Stelle 1144 eine "Zelle für das mönchische Leben" gründete. Seit damals leben ohne Unterbrechung Benediktiner in Altenburg. Im 18. Jahrhundert wurden die alten Gebäudeteile eingeebnet und das Stift barockisiert. An seiner nach Osten ausgerichteten Stirnseite ist es sogar länger als Stift Melk. Es lässt mit seiner dezenten, fast schlichten Außengestaltung die prachtvollen "inneren Werte" kaum erahnen. Dazu zählen die "schönste Bibliothek im Klösterreich" und die Krypta, ein mächtiges Tonnengewölbe mit Fresken im Stil des grotesken Barocks. 1742 fertig gestellt, wirkt der originelle und mystische Raum, als ob der Maler den Pinsel erst gestern zur Seite gelegt hätte.
An den Früchten erkennen
"Der Wein erfreut des Menschen Herz", heißt es schon in den Psalmen, und man merkt es an den Stiftsweinen: Auch die Weingärten liegen den Benediktinern besonders auf dem Herzen. Der Ankauf der Weingärten in Limberg am Manhartsberg wurde von dem aus dem Nachbarort Straning stammenden Placidus Much durchgeführt. Freunde der Ampelographie horchen bei diesem Namen auf: Tatsächlich stammte der legendäre Abt aus derselben Winzerfamilie, deren Nachkomme Michael Much den Grünen Veltliner um 1860 aus Italien nach Niederösterreich brachte.
Sorten und Herkunft
Der Siegeszug des Grünen Veltliner, heute die unbestrittene österreichische Leitsorte, anfangs auch als Much- oder Manhartsrebe bekannt, begann also genau hier an den südöstlichen
Hängen des Manhartsberges. Auch wurde und wird immer wieder behauptet, dass die Sorte Blaufränkisch - Limberger - nach dem Winzerdorf Limberg, in welchem sich die Lagen des Stiftes
Altenburg befinden, benannt sei.
Wie dem auch sei: Verbürgt ist jedenfalls, dass es in Limberg seit Jahrhunderten Rebschulen und Rebenhandel gab. Auch der Erfinder der Rebveredelungsmaschine, Raimund Hengl, stammte
aus Limberg. Und sicher ist auch, dass heute auf den einzigartigen Kieselgut-Böden eigenständige, großartige Rotweine entstehen. Gebildet von unvorstellbaren Zahlen mikroskopisch
kleiner Kieselskelette niederer Tiere und Pflanzen, hauptsächlich Diatomeen, entstanden die Lager des seltenen Minerals im Tertiär in ruhigen Meeresbuchten oder riesigen
Süßwasserseen. Die Mächtigkeit dieser in Österreich einzigartigen Kieselgurschicht über dem kristallinen Kern des Manhartsbergs beträgt hier bis zu 23 Meter.